Memoiren zum Somnambulismus und dem animalischen Magnetismus
von General François Joseph Noizet [Auszug]
1814, bei der Rückkehr aus einem ungarischen Gefängnis in Szegedin nach der Bekanntgabe des Friedens,
habe ich von Vorführungen des Somnambulismus, welche von Abbé Faria in der Pariser Rue de Clichy, in einem Gebäude neben dem alten Garten des Tivoli stattfanden, gehört.
Ich bin weniger aus Neugierde dorthin gegangen, sondern nur aus dem Wunsch heraus, spezifische Ideen über animalischen Magnetismus zu erwerben.
Dort sah ich einen alten Mann, groß und gut aussehend, mit halb gräulich-schwarzen Haaren, dunklem Teint, langes Gesicht, Hakennase, große, pralle Augen, ein schöner Pferdekopf, wie ich damals dachte.
Ich fand heraus, dass er ein indo-portugiesischer Priester aus Goa war. Viele angesehene Mitglieder der Aristokratie waren anwesend, ebenso wie mehrere junge Kavallerieoffiziere; insgesamt dreißig bis sechzig Personen die drei Francs für den Einlass bezahlt hatten.
Die Konferenz begann mit einer eintönigen und mühsamen Lektüre eines Manuskripts in dem der Autor sein System erklärt hat.
Er wies ausdrücklich darauf hin, dass die Ergebnisse die er hervorgebracht hat, nicht von ihm abhängig waren, sondern ganz vom Klienten, deren Überzeugung das einzige war, was zählte, um alle Ergebnisse zu erhalten.
Er hat wiederholt betont, dass weder der Teufel noch der animalische Magnetismus in keinster Weise an den erzeugten Phänomenen beteiligt waren.
Schließlich, nach einer halben Stunde während der das Publikum ungeduldig wartete, haben die Experimente begonnen. Er wurde von einer Putzfrau und ein oder zwei Stammgäste assistiert bei denen er Somnambulismus nur mit mündlichen Anweisungen herstellte.
Er wählte dann drei, vier, fünf Mitglieder oder mehr aus dem Publikum mit denen er versuchte, ähnliche Ergebnisse zu erzielen.
Er ließ sie bequem sitzen, bat sie, über den Schlaf nachzudenken und ihn dabei anzusehen,
währenddessen er sie aus der Ferne mit seinen großen Augen anstarrte, ihnen den Rücken seiner erhobenen Hand zeigte, ein paar Schritte nach vorne trat, dann plötzlich seinen Arm vor ihnen senkte und ihnen befahl fest zu schlafen. Manchmal, aber nicht oft, näherte er sich ihnen und drückte ihnen den Finger auf die Stirn, während er den Befehl wiederholte: Schlaf!
Mindestens drei von fünf Malen, habe ich gesehen, wie diese Technik in weniger als einer Minute erfolgreich war.
Ich habe mich sogar seinem Vorgehen unterworfen, aber er hat es nur geschafft, meine Augenlider zu lähmen, mich am Öffnen der Augen hinderte bis er mir den Befehl dazu gab.
Ich habe ihm einen ziemlich empfindlich, jungen Jurastudenten mitgebracht, der bei Farias erstem Versuch eingeschlafen ist, redete wie alle Somnambulen, war aber so verlegen, als er aufwachte, dass er sich weigerte, den Abt wiederzusehen und sich sogar weigerte, sich ein paar Tests zu unterziehen, die ich aufführen wollte. Da er mit einem Verwandten von mir lebte der auch Jura studierte, konnte ich feststellen, indem ich meine Hand für einen Moment auf seine Stirn legte während er natürlich schlief, dass, auch wenn er nachts nicht aufwacht, er in der Tat ein natürlicher Somnambuler war.