Jean Martin Charcot 2 Min. Copy

Jean-Martin Charcot (* 29. November 1825 in Paris; † 16. August 1893 in Montsauche-les-Settons am Lac des Settons/Département Nièvre im Morvan) war ein französischer Pathologe und Neurologe. Er zählt zu den bedeutendsten Ärzten in der Geschichte des Hôpital de la Salpêtrière. 1882 etablierte er dort die erste eigenständige neurologische Abteilung in Europa. Zusammen mit Guillaume-Benjamin Duchenne gilt er als Begründer der modernen Neurologie.
Kaum ein anderer Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts hat die Entwicklung der Neurologie so nachhaltig beeinflusst wie Charcot. 

 

Am 7. Juni 1884 kam es auf Vermittlung von Charcots Assistenten Raymond Combret, einem Mitglied der Theosophischen Gesellschaft in Paris, zu einem Treffen mit Henry Steel Olcott von der Theophysical Society in der Salpêtrière. In seinen späteren Jahren führte Charcot vorwiegend psychopathologische Studien über die Hysterie durch. Seine Ergebnisse wurden zwar teilweise später revidiert, hatten aber großen Einfluss auf die Entwicklung der Psychiatrie und auf die Psychoanalyse seines Schülers Sigmund Freud. Es war Charcots klinischer Einsatz der Hypnose bei dem Versuch, eine organische Ursache für die Hysterie herauszufinden, die Freuds Interesse an den psychischen Ursachen der Neurosen weckte.
    Freud studierte ab August 1885 bei Charcot an der Salpêtrière. Während er später erfolgreich seine Schöpfung, die Psychoanalyse, als unabhängige Wissenschaft etablierte, wird oft vergessen, dass diese mit dem Studium der Hypnose bei Charcot begann. Andere Forschungen Charcots zu veränderten Bewusstseinszustände, die durch hypnotische Trance verursacht wurden, brachten weitere Disziplinen hervor, die weniger mit dem materialistischen Zeitgeist konform gingen als diejenige Freuds. Freud übersetzte zwei Bücher Charcots und versah diese mit kritischen Anmerkungen.

Charcot war Repräsentant der herrschenden Wissenschaft des 19. Jahrhunderts, die sich mit der Hypnose abgefunden hatte, und war bemüht, eine neurophysiologische Erklärung für die von ihm beobachteten Symptome zu finden. Er suchte eine rein materialistische Erklärung, mit der Personen, die sich leicht hypnotisieren ließen, als psychisch krank angesehen werden konnten, und mit der man die aufeinanderfolgenden Hypnosestadien streng klassifizieren konnte.
Charcot demonstriert, assistiert von Joseph Babinski, an der Salpêtrière die hysterische Patientin Blanche Wittman in hypnotisiertem Zustand. Gemälde von André Brouillet (Ausschnitt), 1887.

Erst 1884 wurden seine Hypnothes von Hippolyte Bernheim und Ambroise-Auguste Liébaul in Frage gestellt, die die Theorie aufstellten, wonach der hypnotische Zustand durch Suggestion hervorgebracht werde, was in Liébeaults medizinischer Praxis schließlich bewiesen werden konnte. Es stellt sich heraus, dass Charcots Glaube, die Hypnose habe krankheitsbedingte Ursachen, daher rührte, dass er an der Salpêtrière zufällig überwiegend mit Hysterikern arbeitete. Charcot gestand seine Niederlage einige Monate vor seinem Tod ein, indem er in einem Artikel verlauten ließ, dass Hysteriker prinzipiell leicht der Suggestion unterliegen.
Charcot starb nach 1893 bei einem Angina-pectoris-Anfall.

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