Einführung
Vor 1958 waren weder Dr. Milton Erickson noch Harry Arons darauf bedacht, in ihren dreitägigen
Workshops auch die „Gefahren“ zu lehren.
In diesem Kurs möchten wir jedoch darauf hinweisen, dass es diese Gefahren gibt. Du solltest die zur Kenntnis nehmen und wissen, wie du dich gegebenenfalls verhalten kannst.
Vorsichtsmassnahmen des Hypnotiseurs
Übertragung und Gegenübertragung Dies ist wohl das am häufigst auftretende Problem. Die Übertragung ist ein unbewusster psychologischer Prozess, der dazu neigt, auf eine andere Person Emotionen und Wünsche romantischer Natur, Sympathie, Zärtlichkeit oder Liebe zu projizieren – oft persönliche Emotionen, die von den früheren Erfahrungen mit den Schlüsselpersonen im eigenen Leben beeinflusst sind – (oder umgekehrt Antipathie, Enttäuschung, Desinteresse oder Aggressivität…).
Als Gegenübertragung bezeichnet man in der Psychoanalyse eine Form der Übertragung, bei der ein Therapeut auf den Patienten (bzw. auf dessen aus Übertragungsphänomenen hervorgehenden Handlungen und Äußerungen) reagiert und seinerseits seine eigenen Gefühle, Vorurteile, Erwartungen und Wünsche auf diesen richtet. Der Therapeut verlässt hierbei aus verschiedenen Motiven – in der Regel vorübergehend – seine neutrale Position. Daher galt die Gegenübertragung in den Anfängen der Psychoanalyse als störender Einfluss, den der Therapeut sich bewusst machen und beseitigen müsse. Die moderne Psychoanalyse sieht die Gefühle des Therapeuten gegenüber dem Patienten auch als „Resonanzboden“, durch den er Informationen über den Patienten gewinnt.
Prinzipiell lassen sich – wie bei der Übertragung – positive und negative Gegenübertragung unterscheiden, je nachdem, ob eher angenehme oder eher unangenehme Gefühle im Vordergrund stehen.
Die Formen der Gegenübertragung sind sehr vielfältig. Sie reichen von Zuneigung, sozialen oder zärtlichen Wünschen bis hin zu negativen Gefühlen, Abneigung oder abwertenden Gedanken und Äußerungen, die der Therapeut dem Patienten entgegenbringen kann
Der Umgang mit der Gegenübertragung stellt eine der größten Herausforderungen und Chancen für Hypnotiseure, Psychotherapeuten, Ärzte, Pädagogen etc. in ihrer Arbeit dar. Nicht selten sind in psychotherapeutischen Sitzungen zur Sprache kommende Vorstellungen und geheime Wünsche des Patienten nach alltäglichem Urteil tatsächlich nicht angemessen und von Idealisierungen oder Perversionen geleitet. Dies ist jedoch Ausdruck der psychischen Probleme, derentwegen der Patient Hilfe sucht und die aufzulösen Aufgabe der Therapie ist. Der Therapeut ist darauf vorbereitet, dass die Situation auftreten kann und reagiert nicht (wie das soziale Umfeld des Patienten) persönlich betroffen, sondern mit freundlicher Neutralität.
Falsche Behauptungen. Es besteht ein ähnliches Problem wie dasjenige, mit dem Ärzte, Zahnärzte, Psychologen und Psychiater konfrontiert sind. So besteht die Möglichkeit, von skrupellosen Personen (sowohl von Männern als auch von Frauen) zum Zwecke der Erpressung verklagt zu werden, indem behauptet wird,
es sei zu sexuellen Übergriffen gekommen.
„Vergewaltigungsfantasien“ – ein übliches Übertragungsphänomen, bei dem ein verwirrter Klient klagt
und glaubt, dass ein sexueller Übergriff oder eine ebensolche Erfahrung tatsächlich geschehen wäre.
Es ist wichtig zu begreifen, dass Hypnose erotisch sein kann. Es kann dazu kommen, dass unter
Hypnose Empfindungen geweckt werden, die mögliche männliche/weibliche Erregung hervorrufen.
Um beide oben genannten Probleme zu vermeiden, ist es eine gute Idee, stets ein Tonbandgerät
griffbereit zu haben. Wenn irgendein Problem zu erwarten ist, schalten Sie es ein! Begegnen Sie
möglichen Einwänden des Klienten, indem Sie feststellen, dies sei nötig, um zu einem späteren
Zeitpunkt die Sitzung aufarbeiten zu können.
Ist ein ernsteres Problem zu erwarten, mag es notwendig sein, jemand anderen dabeizuhaben,
zumindest in Hörweite. Wenn irgendwie sexuelle Erregung offensichtlich wird, ist es wichtig, den Dialog
beruhigend fortzusetzen. Sagen Sie: „Bleiben Sie gelassen, friedvoll, entspannt, ruhig.“ Verwenden Sie
keine Worte mehr, die Hypnose oder Schlaf nahelegen. Setzen Sie die Hypnose keinesfalls fort, bis
Ruhe eingekehrt ist.
Mögliche Gegenmaßnahme
Ein Gespräch mit dem Klienten nach der Sitzung ist in erster Linie vorzuziehen. Erkläre, dass es ganz normal ist, wenn eine enge Beziehung zwischen Hypnotiseur und Klient besteht. Diese ist für eine gute Zusammenarbeit zweckdienlich, hat aber nichts mit Partnerschaft oder Privaten Vorstellungen zu tun. Bleibe professionell und neutral. Im Zweifelsfall überweise deinen Klienten an einen Kollegen(in).
Audioaufzeichnungen, die für die Aufzeichnung und Zeugenaussage nützlich sind, aber leicht verändert werden können, bieten vor Gericht keinen Schutz.
Video- oder Berufs Sicherheitskameras mit Datum und Uhrzeit auf dem Bildschirm werden empfohlen und als Beweismittel akzeptiert.
Mögliche Gefahren für den Klienten
Die größte Gefahr für einen Klienten ist unqualifizierte Therapie
Therapeut: verfügt über spezielle Qualifikationen und Übung, mit seelischen Problemen
umzugehen und diese zu behandeln.
Hypnotiseur: ausgebildet in Hypnose, was nicht dazu qualifiziert, seelische Probleme zu
bearbeiten.
Es ist wichtig, dass du nur im Rahmen deiner Ausbildung und gemäss den Richtlinien arbeitest,
die für deine eigenen Qualifikationen gelten.
Die tatsächliche Gefahr unqualifizierter Therapie besteht darin, dass sie den Einsatz einer
notwendigen Therapie hinausschiebt.
Nichteinhaltung medizinischer Einschränkungen oder Überschreitung der begleitenden Rolle. Schmerzen sind ein Aufdeckungsmittel, die Linderung von Beschwerden durch Hypnose kann dazu führen, dass die Entdeckung eines Tumors verzögert wird.
Die Beseitigung eines sekundären Unbehagens durch Hypnose kann zum Verlust der Motivation führen, angemessene medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Mögliche physische Verletzungen.
Rufe die Katalepsie (Gliederstarre) schrittweise hervor. Beschwere niemals den Körper der
Klienten mit Gewichten, um eine volle Körperstarre zu erzielen. Dies ist sehr gefährlich und könnte zu
Rupturen oder dauerhaftem körperlichen Schaden führen.
Alles, was im Wachzustand eine Gefahrenquelle darstellt, könnte auch im Zustand der Hypnose eine
solche sein.
Es ist nicht wahr, dass hypnotisierte Klienten großer Hitze oder Flammen widerstehen könnten. Fleisch
wird brennen!
Die Hypnose verleiht den Klienten keine (körperlichen) Fähigkeiten, die sie nicht besitzen.
Unkontrollierte Abreaktionen Nicht zu wissen, wie man mit einer Abreaktion umgeht, kann eine Person ein Trauma “wirklich” wieder erleben lassen. (siehe im Kurs über Regressionen, sowie die Definition einer Abreaktion)
Gegenmaßnahme: vorheriges Einrichten von Sicherheitsmaßnahmen, wie z.B. ein Sicherer Ort und Verfahren, um den Klienten aus der Abreaktion herauszuholen.
Visualisierung oder Appell an die Vorstellungskraft ohne vorherige Sicherheitskontrolle. Das Aufsuchen eines Strandes, wenn der Betroffene ihn durch seine persönliche Erfahrung mit einem Unfall in Verbindung bringt, kann eine schwere Abreaktion und die Rückkehr an die Oberfläche eines schmerzhaften, vergessenen Ereignisses provozieren. Trance ist ein rezeptiver Zustand. Auch wenn eine Theorie besagt, dass Hypnose Selbsthypnose ist und nichts ohne die Erlaubnis des Klienten getan werden kann (das Unterbewusstsein ist schützend), es jedoch wichtig zu wissen ist, dass dieser Zustand ein Zustand erhöhter Beeinflussbarkeit ist.
Generelle Vorsichtsmaßnahmen
Vermeide es, den Klienten plötzlich zu schockieren
Vermeide es, irgendetwas Beunruhigendes zu erwähnen (wie etwa, dass jemand gestorben
oder ernsthaft verletzt worden sei).
Herzkrankheiten
Hypnose wird keinen Herzanfall verursachen. Gebrauche dennoch den gesunden
Menschenverstand, wenn du mit einem Herzpatienten umgehst. Arbeite nicht mit einem Klienten,
der noch in medizinischer Behandlung ist oder kürzlich eine Herzoperation durchgemacht oder einen
Herzanfall erlitten hat, es sei denn der behandelnde Arzt hält es für angemessen, die Heilungskräfte oder/und Motivation zu stärken.
Hysterische Klienten
Anzeichen, nach denen man Ausschau halten sollte:
Der Kopf des Klienten beginnt in Hypnose eine langsame rhythmische Kreisbewegung, oder der
Klient lacht plötzlich unangemessen oder weint unkontrolliert. Darauf muss unverzüglich reagiert
werden, denn dies könnte sonst zu einem ausgewachsen Anfall führen.
Wie man damit umgeht:
Die Bewegung des Kopfes stoppst du durch sanftes Streicheln und indem du die Stirn berührst.
Gebrauche keine Worte wie „Hypnose“ oder „Schlaf“ mehr, sondern beruhigende, entspannende
Worte. Hole den Klienten nicht aus der Hypnose, bis die Beruhigung erreicht wurde.
Wenn die Kopfbewegung aufhört, kannst du mit der Sitzung fortfahren. Wenn die Bewegung wieder
beginnt, wende das gleiche Verfahren an. Nach der Beruhigung hole den Klienten aus der
Hypnose, und stelle die Anwendung von Hypnose ein.
Manchmal können Probleme einzig durch die Nervosität des Klienten in Bezug auf die Hypnose
verursacht werden. Die Nervosität könnte ihn zu hyperventilieren veranlassen. Wichtig ist, den Klienten
nicht zu schnell aus der Hypnose zu holen.
Falls es ausartet, sage: “Lass die Szene verblassen, konzentriere dich nur auf deinen Atem.” Vor allem aber gilt, immer selber Ruhe zu bewahren.